Ein langer Weg zu meinem ersten Marathon

Wir schreiben das Jahr 1998. Im September laufe ich in Uster am Greifenseelauf den Halbmarathon. Nach 1:15:54h überquere ich die Ziellinie. Das bedeutet neue persönliche Bestzeit. Nach dieser Zeit will ich meinen ersten Marathon im Tessin absolvieren.

Doch es kommt alles ganz anders. Ich werde schwanger. So tausche ich im Juni 1999 nach der Geburt meines Sohnes Abdurani meine Turnschuhe gegen den Kinderwagen ein. Gut zwei Jahre später im April 2001 folgt meine Tochter Aishah. Mit viel Liebe kümmere ich mich um meine kleine Familie und bin sehr glücklich mit meinen beiden Sonnenscheinen. Sport treibe ich keinen mehr. So vergehen die Jahre.

Ende November sitze ich auf dem Sofa und denke nach gut 6 Jahren sportfrei: Tja, was habe ich wohl noch so drauf. Wie wäre es, wenn ich das Projekt Marathon noch mal in Angriff nehme?

Mit diesem Ziel vor Augen kaufe ich mir Ende 2004 ein Laufband. Langsam taste ich mich wieder ans Laufen. Schliesslich bin ich Jahre weg vom Fenster. Im Februar 2005 absolviere ich ein Training bei schneebedeckten Strassen. Die Sicht ist sehr schlecht und die Schneeflocken fallen mir in die Augen. Das ist der Startschuss zu einem regelmässigen Training.

Im Sommer übernimmt mein Vater das Traineramt. Woche für Woche läuft es besser und viele Erfolge können verbucht werden. Gemeinsam starten wir das Projekt Marathon im November 2006 im Tessin. Doch wieder soll es nicht sein. Ich verletze mich an der Achillessehne.

Neuer Anfang neues Glück! Wir schreiben Sommer 2007. So fasse ich zum 3. Mal den Entschluss im November 2007 im Tessin an den Start über die Marathondistanz zu gehen. Das ist auch zugleich die Schweizermeisterschaft. Die Vorbereitung läuft gut. Die letzen 2 Woche sind dann aber mental schwer. (Doch inzwischen weiss ich, dass die Taperingphase nie besonders angenehm ist.)

Samstagabend: Ich esse meine Portion Pasta, stelle meine Trinkflasche mit Gel bereit, packe meine Tasche und lösche schon bald das Licht.

Sonntagmorgen um 06. Uhr werde ich abgeholt und der Reise Richtung Tessin an meinen ersten Marathon steht nichts mehr im Weg. Im Tessin das übliche Ritual: Startnummer abholen, Einlaufen, ein paar Mal Wasser lösen, toi toi toi entgegen nehmen und 10 Minuten vor dem Startschuss an den Start.

Da stehe ich nun. Trotz November spüre ich die angenehme Wärme der Herbstsonne auf meiner Haut. Und sonst? Nichts, keine Nervosität, keine Angst, kein Ungewissen einfach nur Freude und ein Lächeln auf meinem Gesicht.

09.15 Uhr der Speaker wünscht uns viel Glück und mit dem Startschuss werden wir auf die 42.195Km geschickt. Ich laufe einfach mein Tempo. ¾ der Strecke absolviere ich alleine. Bei Halbzeit gebe ich meinem Vater ein Zeichen, dass ich mich gut fühle. Bei km 38 kommt er dann aber. Wer? Der Hammermann!! Die letzten 4 km ziehen sich ganz schön dahin. Nach 42.195Km überquere ich die Ziellinie als Schweizermeisterin in 2:49:50h.

Mein erster Marathon ist ein tolles Erlebnis und eine schöne Erfahrung. Trotz Muskelkater denke ich bereits am Montag an meinen nächsten Marathon.


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